Asymmetrische Schuhe

Von Meyers Schrift wurde schon bald ins Englische und in andere europäische Sprachen übersetzt. Besonders Militärverwaltungen interessierten sich für sein „rationelles” System, denn die Kampfkraft der Soldaten litt sehr unter dem ungünstigen Schuhwerk.

Die Schweiz wollte das Problem nachhaltig lösen. Eine „Allgemeine Fußbekleidungs-Ausstellung” lockte 1876 Schuhmacher und Militärverwaltungen aus fast allen europäischen Ländern nach Bern. Die Diskussion und Verbreitung schuhreformerischer Ideen wurde dadurch enorm befördert. Auch zivile Schuhmacher und Ärzte griffen jetzt das Thema auf.

Jahre später forderten die Anhänger der Lebensreform ebenfalls eine Befreiung der Füße. Spontan erfanden sie eine eigene, anti-wissenschaftliche Schuhreform: In „naturgemäßen” Sandalen und Wanderschuhen versuchten sie, dem Gefängnis der Schuhe und einer lebensfeindlichen „Civilisation” zu entfliehen. 1914 zerfiel mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs auch die Lebensreform-Gemeinde. Die anatomisch begründete Reform der Schuhe blieb davon jedoch unberührt. Die durch Georg Hermann von Meyer eingeführte, wissenschaftliche Herangehensweise wurde beibehalten. Der moderne Schuh war geboren.

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