Als Beitrag zum 1200-jährigen Stadtjubiläum von Ingolstadt zeigte das Deutsche Medizinhistorische Museum vom 20. September bis 26. November 2006 eine Ausstellung der besonderen Art. Sie befasste sich mit der Fiktion eines Studenten an der Universität Ingolstadt im ausgehenden 18. Jahrhundert: „Frankenstein – Symbolgestalt biotechnischer Grenzüberschreitung”. Ausgehend von dem Roman „Frankenstein oder der moderne Prometheus”, den die junge Mary Shelley 1818 anonym publizierte, wurde der in insgesamt elf Kapiteln bestehende Bezug zu Ingolstadt herausgestellt und dessen Motiven nachgegangen. Hier ist insbesondere der europaweite ambivalente Ruf des durch Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründeten Illuminatenordens zur „Weltverbesserung”“ hervorzuheben, der entscheidende Wirkung auch auf die Ingolstädter Universität ausübte. Besonderes Augenmerk lenkte die Ausstellung auf medizinisch-naturwissenschaftliche Aussagen im Roman, die von dem Wissensstand und dem geistigen Klima, in dem sich die junge, sehr gebildete Autorin bewegte, zeugen. Der sich später entwickelnde „Frankenstein-Mythos”, der den sich selbst überschätzenden, verrückten Wissenschaftler als Bedrohung für die Menschheit beschreibt, lässt die Romanfigur zu einer Symbolgestalt werden, in der sich die diffusen Ängste vor biologischen Manipulationen spiegeln. In der Ausstellung werden Beispiele grenzständiger biotechnischer Experimente gezeigt, aber auch pathologische Präparate von Fehlbildungen, die die „Natur” selbst hervorbringt. Die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Romans, der wie kein anderer Filmgeschichte geschrieben hat, wurde durch Original-Literatur, Porträts und medizinische Objekte dokumentiert. Ein spezieller Bereich befasst sich mit den modernen „Frankenstein”-Bedrohungen durch biotechnische Maßnahmen, deren Folgen unabsehbar sind und denen die Öffentlichkeit mit Angst und Ablehnung begegnet. Ausdruck dieser brisanten Fragen sind Werke zeitgenössischer Künstler, die, wie zu Mary Shelleys Zeit, Goya, Füssli und Blake, den Alptraum „prometheischen Wirkens” und „faustischen Strebens” vor Augen stellen. Ein Kurzführer durch die Ausstellung erschien in der Reihe „Sammelblätter des Deutschen Medizinhistorischen Museums Ingolstadt” als N.F. Nr. 10, Schutzgebühr: 2.00 €. Erworben werden kann auch noch der Ausstellungskatalog „Frankenstein – Symbolgestalt biotechnischer Grenzüberschreitung” aus der Reihe Kataloge des Deutschen Medizinhistorischen Museums, Heft 29, Ingolstadt 2006, zum Preis von 10 €.
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