Nachlass Edith Heischkel-Artelt und Walter Artelt

Edith Heischkel-Artelt (1906–1987) und ihr Ehemann Walter Artelt (1906–1976) gehörten in den ersten Nachkriegsjahrzehnten zu den einflussreichsten Medizinhistorikern in Deutschland. Beide waren Schüler Paul Diepgens, der sie in der Vorkriegszeit an seinem Berliner Institut ausgebildet und nach Kräften gefördert hatte.

Edith Heischkel-Artelt war Ärztin und hatte sich 1938 als erste Frau für das Fach Medizingeschichte habilitiert. 1945 erwarb sie zusätzlich den Dr. phil. in Zeitungswissenschaften. Lange Zeit war sie die einzige Professorin und seit 1962 auch Lehrstuhlinhaberin an der Universität Mainz, an der sie seit 1946 Medizingeschichte lehrte. Ihr Ehemann Walter Artelt, Zahnarzt und Philologe, hatte bereits vor dem Krieg in Frankfurt das Senckenbergische Institut für Geschichte der Medizin geleitet, das er nach seiner „Entnazifizierung” 1948 wieder übernehmen konnte.

Von Mainz und Frankfurt aus bestimmte das Ehepaar Heischkel-Artelt die Entwicklung und Ausrichtung des Faches entscheidend mit. Beide waren als Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft bzw. Mitherausgeber der damals einzigen deutschen Fachzeitschrift, „Sudhoffs Archiv”, in einflussreichen Positionen tätig, wobei sie in vielerlei Hinsicht um Kontinuitätswahrung bemüht waren. Statt sich kritisch mit der NS-Vergangenheit auseinanderzusetzen versuchten sie, alte Verbindungen und Traditionen möglichst bruchlos fortzuführen, was sich beispielhaft am Personaltableau der reaktivierten Fachgesellschaft ablesen lässt. Mitte der 1960er Jahre ließ sich diese Politik nicht mehr aufrechterhalten. Die Fachgesellschaft zerbrach an ihrer unbewältigten Vergangenheit, und der Einfluss der Heischkel-Artelts auf das Fach, das inzwischen auf Empfehlung des Wissenschaftsrates an vielen westdeutschen Universitäten mit neu eingerichteten Lehrstühlen vertreten war, verringerte sich.

Der umfangreiche Nachlass des kinderlosen Ehepaars Heischkel-Artelt konnte 1987 durch das Engagement der damaligen Direktorin des Medizinhistorischen Museums, Prof. Christa Habrich, erhalten und nach Ingolstadt transportiert werden. Er umfasst neben einer umfangreichen Korrespondenz tausende Sonderdrucke, Fotos, Dias sowie Zeitschriften und Dissertationen zur Medizingeschichte. Im Jahr 2005 wurde der Bestand in einem extern finanzierten Projekt durch Florian Mildenberger geordnet und in Findbüchern verzeichnet. Seit 2012 wird der Nachlass durch Florian Bruns weiter bearbeitet und ausgewertet, unterstützt durch die jetzige Museumsdirektorin, Prof. Marion Maria Ruisinger. Der Nachlass stand im Zentrum einer Fachtagung zur Geschichte der Medizinhistoriografie nach 1945, die im April 2013 in Berlin stattfand.

(Text: Florian Bruns, 2013)

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