DFG-Projekt: Das Schneidhaus der Fugger in Augsburg
1) Das DFG-Projekt
2) Vorträge und (Lehr-)Veranstaltungen
3) Publikationen
4) Medienecho
5) Auswertung Ms/112
1) Das DFG-Projekt
Vom 1.9.2019 bis 31.8.2022 (verlängert bis 31.3.2023) wurde am DMMI ein Forschungsprojekt durchgeführt, das durch Fördermittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglicht wurde.
Das Schneidhaus der Fugger in Augsburg
Ein chirurgisch-kuratives Hospital in der Frühen Neuzeit
Im Mittelpunkt des Projektes steht das „Schneidhaus“ der Fugger in Augsburg, ein auf chirurgische Eingriffe spezialisiertes Hospital, das auf einer Stiftung des 16. Jahrhunderts basierte und bis zur Mediatisierung fortbestand. Das Schneidhaus ist von der Forschung bislang weitgehend unbeachtet geblieben. Durch seine Untersuchung wird es möglich, einen Forschungskonsens in Frage zu stellen, der den Übergang vom karitativ ausgerichteten Hospital zum klinisch-therapeutischen Krankenhaus oder, um mit Martin Scheutz zu sprechen, den Übergang „vom Rosenkranz zum Skalpell“ ins 19. oder frühestens ins 18. Jahrhundert datiert. Um bei dieser Metapher zu bleiben: Es soll gezeigt werden, dass sich Rosenkranz und Skalpell nicht grundsätzlich ausschlossen, sondern auch ergänzen konnten.
Die hervorragende Quellenlage – hervorzuheben ist hier das 2016 von der Gesellschaft der Freunde und Förderer des DMMI für das Haus erworbene, illustriertes Manuskript – erlaubt es, Aufschlüsse über die Patienten des Schneidhauses in ihrer repräsentativen Funktion für Stifterfamilie und Stadtgemeinde zu erhalten. Gleichzeitig wird es möglich, Einblicke in die biographischen Hintergründe der Patienten, der Chirurgen und Ärzte mit ihren Heilmethoden und Konflikten zu gewinnen und die spezifischen Anliegen der Stifter des Hospitals zu beleuchten, zu denen nicht zuletzt konfessionelle Beweggründe zu zählen sind. Dies geschieht durch einen multiperspektivischen Forschungsansatz, der Medizingeschichte, Stadt- und Landes- sowie Kulturgeschichte verbindet und dabei explizit die beteiligten Akteure, insbesondere die Stifter, die Patienten und Chirurgen, in den Blick nimmt.
Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich von der Stiftung des Schneidhauses im Jahr 1560 bis zu den letzten Eintragungen in dem illustrierten Manuskript gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Ein Ausblick auf die aufschlussreiche Diskussion um das Weiterbestehen des Hospitals im frühen 18. Jahrhundert rundet das Projekt ab. Die Ergebnisse werden der Öffentlichkeit in einer Sonderausstellung im DMMI präsentiert.
Antragstellerin: Prof. Dr. med. Marion Maria Ruisinger, Ingolstadt
Bearbeiterin: Dr. phil. Annemarie Kinzelbach, München
2) Vorträge und (Lehr)Veranstaltungen
9.11.2023 | Vortrag
STEINREICH. Museen als Orte der Forschung und Vermittlung
Prof. Dr. Marion Ruisigner
Zukunftsforum: wissen.schafft.wir. Wissenschaft & Forschung für Ingolstadt und Region. Ingolstadt, Georgianum
23.9. – 24.9.2022 | Vortrag
Learning and Teaching Specialized Surgical Practice in the Holy Roman Empire: Families, Workshops, Hospitals and Illustrated Manuscripts, 16th and 17th Century
Dr. phil. Annemarie Kinzelbach
Konferenz: Learning to Cut, Bandage and Cure: Histories of Surgical Training, Skills & Knowledge in Early Modern Europe, Ecole Normale Supérieure, Paris
14.7. – 15.7.2022 | Vortrag
Ways and Channels of Communication Converging at a Specialized Hospital.
Medical Encounters and the Schneidhaus Foundation of the Fugger in Premodern Augsburg
Dr. phil. Annemarie Kinzelbach
Tagung: Authors Workshop, Medical Encounters in the Early Modern World, Kings College London (LH-bedingt Teilnahme online)
24.9.2021 | Vortrag
Von Wohltätern und Heilkundigen:
Akteure im Schneidhaus der Fugger
Dr. phil. Annemarie Kinzelbach
Augsburg – Stadt der Medizin Historische Forschungen und Perspektiven. Medizinhistorischer Kongress (Augsburg 22.-26. September 2021)
3.7.2021 | Vortrag (online):
Hospital-Objekt-Konfession:
Konfessionelle Verwendung von (Alltags-) Objekten und Raumdekorationen im Augsburger Schneidhaus
Dr. phil. Annemarie Kinzelbach
Spitalobjekte. Materielle Kulturen des Spitals in der Vormoderne. Hybrid-Tagung St. Katharinenspital Regensburg (2.7.-4.7.2021)
12.5.2021 | Vortrag (online):
Medical Encounters:
Timeline, layers, facets of interaction or exchange interrelated with a specialized premodern hospital
Dr. phil. Annemarie Kinzelbach
Re-examining Medical Encounters in the Early Modern World 1450-1750. Seminar Series 28th April-9th June. Department of History and Philosophy of Science, University of Cambridge
Wintersemester 2020/21 (online):
„...unters Messer gelegt: Das Fuggersche 'Schneidhaus' in Augsburg und seine Patienten im 16. und 17. Jahrhundert. Übung mit hilfswissenschaftlichem Schwerpunkt"
Dozentin: Prof. Dr. Regina Dauser, Geschichte der Frühen Neuzeit, Universität Augsburg
„Digital Humanities und Paläographie am Beispiel frühneuzeitlicher medizinischer Quellen"
Dozent: Dr. Fabian Krämer, Wissenschaftsgeschichte, Ludwig-Maximilians-Universität München
Gemeinsame Lehrveranstaltung mit dem DMMI (Greta Butuci M.A., Dr. phil. Annemarie Kinzelbach u. Prof. Dr. Marion Maria Ruisinger)
2.9.2020 | Vortrag (online)
Transforming Skills:
Two Early Modern Manuscripts and Surgery of Hernia in Early Modern Imperial cities
Dr. phil. Annemarie Kinzelbach
ESHS-conference, Bologna; Sektion "Learning by Doing and Doing to Learn: Skills, Texts and the Materiality of Surgical Knowledge in Early Modern Europe"
15.11.2019 | Vortrag
Reichsstädtische Hospitäler und Region in der Vormoderne
Dr. phil. Annemarie Kinzelbach
"Aus Sorge um die Gesundheit. Geschichte der Medizin in der Region". Tagung des Memminger Forums für schwäbische Regionalgeschichte e.V. (Memmingen, 15.-17.11.2019)
3.10.2019 | Vortrag
Representation of charity, model Catholics, or model noblemen?
The "Schneidhaus", a Surgical Fugger Hospital in Augsburg
Dr. phil. Annemarie Kinzelbach
"II International Colloquium of Assistance Architecture: Hospitals and other healthcare buildings - from Modernity to the Modern era", School of Arts and Humanities, Universität Lissabon (Lissabon, 2./3.10.2019)
6.9.2019 | Workshop
Das Schneidhaus der Fugger in Augsburg.
Ein chirurgisches Spital in der Frühen Neuzeit
Kick-off-Workshop in Ingolstadt zum DFG-Projekt mit Archivaren und HochschuldozentInnen aus den Bereichen Fugger-, Hospital-, Reichsstadt- und Wissenschaftsgeschichte
28.8.2019 | Vortrag
Das Schneidhaus der Fugger in Augsburg.
Ein chirurgisches Spital in der Frühen Neuzeit
Dr. phil. Annemarie Kinzelbach u. Prof. Dr. med. Marion Maria Ruisinger
Vortragsreihe des Deutschen Medizinhistorischen Museums zum 700-jährigen Bestehen der Ingolstädter Spitalstiftung
3) Publikationen
Annemarie Kinzelbach und Florian Wieser:
A new concept for surgery in European hospitals? Records of practice in Germany, Italy, and Spain during the sixteenth and early seventeenth centuries. In: NTM 31 (2023), S. 27-49
https://doi.org/10.1007/s00048-022-00355-6
Annemarie Kinzelbach:
Religiöse Aspekte einer materiellen Kultur im Hospitalalltag. Objekte und Raumdekorationen im Augsburger Schneidhaus der Fugger. In: Artur Dirmeier, Daniel Drascek, Harriet Rudolph (Hg.), Spitalobjekte. Materielle Kulturen des Spitals in der Vormoderne, Regensburg 2022 (im Druck)
Annemarie Kinzelbach:
„Barbierer vnd Bader, sich der Wundtarzney gebrauchen”. Tätigkeitsspektrum, Organisation und Einkommen der Bader und Wundärzte in frühneuzeitlichen Reichsstädten
in:...dem ist sein paden nuetz und guet. Badhäuser und Bader in Franken, hg. von Dieter Gottschalk, Susanne Grosser, Johanna Kemmler, Herbert May u. Ralf Rossmeissl. Bad Windsheim (Schriften und Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums in Bad Windsheim 92), Bad Windsheim 2022, S. 344-355
Annemarie Kinzelbach:
Gestiftetes Gesundheitswesen
in: Stiften gehen. Wie man aus Not eine Tugend macht, In Memoriam Rolf Kießling (1941-2020), hg. von Heidrun Lange-Krach, Regensburg 2021, S. 56-63
Annemarie Kinzelbach:
Das Schneidhaus der Fugger
in: Stiften gehen. Wie man aus Not eine Tugend macht, In Memoriam Rolf Kießling (1941-2020), hg. von Heidrun Lange-Krach, Regensburg 2021, S. 175-177
Annemarie Kinzelbach:
Kat. 25: Demographische Tafel, 1501-1750.
Johann Georg Scheppich Erben, Augsburg ca. 1728-1751
in: Stiften gehen. Wie man aus Not eine Tugend macht, In Memoriam Rolf Kießling (1941-2020), hg. von Heidrun Lange-Krach, Regensburg 2021, S. 248-249
Annemarie Kinzelbach:
Kat. 87: Bekanntgabe der Stiftung des Schneidhauses.
Einblattdruck, veranlasst durch die Gebrüder Fugger, Augsburg, 1540
in: Stiften gehen. Wie man aus Not eine Tugend macht, In Memoriam Rolf Kießling (1941-2020), hg. von Heidrun Lange-Krach, Regensburg 2021, S. 376-377
Annemarie Kinzelbach:
Reichsstädtische Hospitäler und Region in der Vormoderne
in: Aus Sorge um die Gesundheit. Geschichte der Medizin in der Region, hg. von Peer Frieß u. Dietmar Schiersner. München 2021, S. 83-111
Annemarie Kinzelbach:
Von Wohltätern und Heilkundigen. Die Akteure im Schneidhaus der Fugger
in: Augsburg – Stadt der Medizin. Historische Forschungen und Perspektiven, hg. von Dietmar Schiersner. Regensburg 2021, S. 252-265
Marion Maria Ruisinger:
Von Brüchen und Steinen. Das Behandlungsspektrum im Schneidhaus der Fugger
in: Augsburg – Stadt der Medizin. Historische Forschungen und Perspektiven, hg. von Dietmar Schiersner. Regensburg 2021, S. 265-279
Annemarie Kinzelbach:
Representation of Charity, Exemplary Catholics, or Model Nobelmen?
The "Schneidhaus", a Surgical Fugger Hospital in Augsburg
in: ARTISON 10 (2020), 46-58
4) Medienecho
s.a. das Medienecho zur Abschluss-Ausstellung STEINREICH
25.10.2019 | Augsburger Allgemeine | Melanie Arzenheimer
War die erste chirurgische Klinik Mitteleuropas in Augsburg?
Wer im 16. Jahrhundert von Blasensteinen geplagt wurde, fand im Schneidhaus der Fugger in Augsburg Hilfe.ö Es war vielleicht die erste Chirurgie Europas
zum Artikel
2.9.2019 | Aventin | Melanie Arzenheimer
Stand die erste chirurgische Klinik Mitteleuropas in Augsburg?
Ein Manuskript das viele Rätsel aufgibt, wird im Deutschen Medizinhistorischen Museum in Ingolstadt erforscht. Es könnte beweisen, dass es in Augsburg bereits vor dem Jahr 1600 eine chirurgische Spezialklinik gab. Das wäre einmalig in ganz Mitteleuropa. Und wer steckt dahinter? In Augsburg gibt's da nur eine Antwort: Die Fugger!
zum Artikel
22.8.2019 | Donaukurier
Die erste chirurgische Klinik Mitteleuropas?
Das Schneidhaus der Fugger in Augsburg: Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert Untersuchung eines Manuskripts im Medizinhistorischen Museum
Ingolstadt (DK) Ein Manuskript aus der Sammlung des Deutschen Medizinhistorischen Museums steht am Ende der Vortragsreihe zur Spitalstiftung - und am Anfang eines ambitionierten Forschungsprojektes.
zum Artikel
5) Auswertung Ms/112
Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden alle patientenbezogenen Einträge ausgewertet, die sich im Blasenstein-Manuskript (Sign. DMMI Ms/112) befinden. Die von Dr. Annemarie Kinzelbach erstellte Auswertungstabelle kann hier als Excel-Datei oder als pdf (optimiert für A3) heruntergeladen werden. Bei Interesse an Reproduktionen des Blasenstein-Manuskripts oder inhaltlichen Nachfragen wenden Sie sich bitte an dmm@ingolstadt.de.