Schlüsselblume

Echte Schlüsselblume (Primula veris L.) | Der Legende nach fielen dem heiligen Petrus die Schlüssel aus der Hand, als er die Himmelspforte aufsperren wollte. Dort, wo sie auf der Erde auftrafen, wuchsen von da an die Schlüsselblumen. Daher stammt auch der volkstümliche Name „Himmelsschlüssel“. Für uns sperren die strahlend leuchtenden Blüten heute vor allem die Pforten des Frühlings auf, sie gelten als das Symbol des Frühlings schlechthin. In diese Richtung verweist auch der lateinische Name „Priumula versis“, was so viel bedeutet wie die „Frühlingserste“.

Die Echte Schlüsselblume gehört zur Familie der Primelgewächse (Primulaceae). Ihre Blätter bilden eine grundständige Blattrosette, sind eiförmig-länglich geformt und ziemlich runzelig. Aus der Mitte wächst ein Stängel empor, an dessen Ende die gelben Blüten leuchten. Sie stehen in einer einseitswendigen Dolde, d.h. die Blüten schauen alle in eine Richtung. Sie sind röhrenförmig und enden in 5 Herzen, in deren Spitzen ein orangener Fleck zu sehen ist.

Die arzneiliche Wirkung wurde schon im Mittelalter von vielen Heilkundigen erwähnt. Die Pflanze wurde zur Wundbehandlung, als Herztonikum, bei Kopf- und Gliederschmerzen, aber auch bei Gicht und Ohnmacht verwendet. Heutzutage setzt man sowohl die Blüten als auch die Wurzeln volksheilkundlich als Expektorans bei erkältungsbedingtem Husten ein, d.h. ein Teeaufguss wirkt schleimlösend und auswurffördernd. Als Wirkstoff sind die Saponine zu nennen, die auch für die harntreibende Wirkung verantwortlich sind, womit traditionell beispielsweise rheumatische Beschwerden gelindert werden. Außerdem sollen die honigartig riechenden Blüten die Nerven beruhigen. Die Blüten werden im April und Mai geerntet, die Wurzeln dagegen erst im Spätherbst, da der Wirkstoffgehalt der Saponine zu diesem Zeitpunkt am höchsten ist.

Früher hat man die Blüten auch gesammelt, um Ostereier damit gelb zu färben. Inzwischen zählt die deutsche Bundesartenschutzverordnung die Schlüsselblume jedoch zu den besonders geschützten Pflanzen, das Sammeln ist streng verboten. Wer auf die gelben Eier nicht verzichten möchte, kann stattdessen zur Gelbwurzel (Kurkuma) greifen: 1 El Kurkuma im Kochwasser der Eier schafft hier Abhilfe!

Zum Abschluss noch ein Gedicht von Karl Heinrich Waggerl, das es uns leichter machen soll, auf das Pflücken der hübschen Blüten zu verzichten:

Schlüsselblume
Wenn Gott zum lieben Osterfest
die Himmelschlüssel sprießen lässt,
für jede arme Seele einen,
dann finden aber jene keinen,
die schon bei Lebzeit sich erkeckten
und welche auf die Hüte steckten.`
O Mensch, denk an dein eignes Grab,
brich keine Schlüsselblume ab!

geschrieben von Apothekerin Sigrid Billig als „Gartenvisite auf Distanz" für Dienstag, den 7.4.2020

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