Das barocke Hauptgebäude des Museums, die Alte Anatomie, war von 2015 bis 2020 für die Durchführung von Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten geschlossen. Im Oktober 2020 wurde sie mit einer neuen Dauerausstellung wiedereröffnet. Das vom Museumsteam erarbeitete inhaltliche Konzept ist zweigeteilt. Das Obergeschoss ist der „Medizinischen Welt des 18. Jahrhunderts” gewidmet, also der Zeit, als in dem heutigen Museumsgebäude die medizinische Fakultät der Bayerischen Landesuniversität untergebracht war. Im Erdgeschoss eröffnen 21 „Starke Dinge” jeweils unterschiedliche Perspektiven auf die Geschichte der Medizin. Zwei Kabinette zu den Grenzen der Medizin („Not lehrt beten”) und zu dem bekanntesten Studenten der Universität Ingolstadt (Victor Frankenstein) runden den Museumsbesuch ab. Gestaltet wurde die Dauerausstellung vom Büro Thöner von Wolffersdorff, Augsburg.
Hier haben wir für Sie das Medienecho zur Dauerausstellung zusammengestellt.
Vor dem Panoramafenster
Mit dem Ticket bekommt man einen kostenlosen Audioguide ausgehändigt. Dann führt der Weg die Treppe hinauf zum großen Panoramafenster. Hier hat man mit der Hohen Schule (Universitätsgebäude), dem Münster (Universitätskirche) und der Alten Anatomie das „akademische Dreieck" des alten Bayern vor Augen liegen. Eine Graphik links im Fenster hilft ortsfremden Gästen bei der Orientierung.
HINAUS IN DIE WELT! | Der Heilermarkt des 18. Jahrhunderts
Anschließend geht es hinein in die Dauerausstellung. Damit betreten wir die „Alte Anatomie", in der einst die Bayerischen Ärzte ausgebildet wurden. Der erste Raum greift die historische Bedeutung des Gebäudes noch einmal auf. Hier ist auch die Steintafel zu sehen, die früher zum Gedenken an die Grundsteinlegung im Anatomiesaal hing. Dann begleitet man die frisch gebackenen Doctores der Medizin hinaus in die medizinische Welt des 18. Jahrhunderts - vorbei an einer Auswahl der Doktorarbeiten, die hier entstanden sind.
AUSGLEICHEN | Medizin im Zeichen der Balance
Wir betreten nun den ersten von drei Räumen, die der medizinischen Welt des 18. Jahrhunderts gewidmet sind. Hier, im ersten Raum, begegnen wir zunächst dem „flüssigen Körper” der Vier-Säfte-Lehre und den davon abgeleiteten diagnostischen und therapeutischen Verfahren. Neben dem bekannten Aderlass geht es hier auch um Schröpfen und Erbrechen, um das Setzen von Klistieren und die Funktion künstlicher Wunden. Der Audioguide gibt Einblick in Behandlungssituationen der damaligen Zeit.
ZERGLIEDERN | Das Wunder der göttlichen Schöpfung
Hier, im schönsten, höchsten und hellsten Raum des Hauses, wurde früher Anatomie unterrichtet. Hier baute man jeden Winter das „Theatrum anatomicum” auf, wie die aus Holz gebauten Hörerränge genannt wurden. Heute erinnern die hohen Holzpaneele der Vitrinengestaltung an die frühere Nutzung des Raums. Dahinter fand - damals wie heute - die anatomische Sammlung ihren Platz. Und über allem schwebt wohlgefällig das allsehende Auge Gottes. Sie finden es bei Ihrem Besuch im gartenseitigen Teil des Deckenfreskos.
ZUPACKEN | Helfen mit geschickten Händen
Anatomisches Wissen und handwerkliches Geschick waren auch im 18. Jahrhundert die Voraussetzung für die Durchführung von größeren Operationen, die Hilfe bei der Geburt und die Behandlung von Zähnen. Diese drei Bereiche der „zupackenden Heilkunst” werden hier gezeigt – mit historischen Instrumenten und zeitgenössischen Abbildungen, mit Audioguide-Geschichten und mit einer Medienstation zur Frage, ob und wie man damals eigentlich die Operationswunden schloss.
NOT LEHRT BETEN | Von der Hoffnung auf Heilung
Wir verlassen das 18. Jahrhundert. Ein schmaler, schwarzer Zwischenraum symbolisiert ein überzeitliches Phänomen: die Grenzen der Medizin. Der folgende, letzte Raum auf dieser Ebene handelt von der Hoffnung der Kranken auf himmlische Hilfe, auf ein Wunder. Eine große Vitrine zeigt Votivgaben, Heiligenbilder und andere Objekte der Hoffnung, die aus zwei Jahrtausenden stammen. Das Memento-mori-Gemälde an der Stirnseite schließlich gemahnt an die harte letzte Wahrheit: Das einzig Sichere am Leben ist der Tod.
STARKE DINGE
Was ist ein starkes Ding? Was macht einen Gegenstand für das Museum, seine Besucherinnen und Besucher interessant? Wir meinen: Ein Ding ist „stark”, wenn es Fragen aufwirft und Geschichten erzählt. Wir zeigen im Erdgeschoss 21 „Starke Dinge”. Jedes wird aus einer anderen Perspektive betrachtet und durch weitere Bilder, Objekte und Medien ergänzt. Zusammen vermitteln sie einen Eindruck von der Vielfalt medizinischer Objekte und der mit ihnen verbundenen Handlungen und Haltungen – von „Atmen” bis „Zweifeln”.
FRANKENSTEIN | Der berühmteste Student Ingolstadts
Victor Frankenstein ist eine Romanfigur, erfunden im Jahr 1816 von der jungen Engländerin Mary Shelley. Er studiert in Ingolstadt – und hier erweckt er auch seine berühmte Kreatur zum Leben. In unserem Frankenstein-Kabinett geht es um die elektrischen Versuche, die Mary Shelley inspiriert haben könnten, und natürlich um die Frage, warum sie sich ausgerechnet für Ingolstadt entschieden hat. Außerdem gibt es Ausschnitte mit der „Geburt der Kreatur” aus bekannten Frankenstein-Verfilmungen zu sehen. – Damit endet unser Rundgang.